Aber dennoch arbeiteten neun von zehn Leuten in der Landwirtschaft. Mit 40 Jahren war man damals schon ein alter Mann, da die Arbeit so hart und manche Bauern im Mittelalter im Alter krank waren. Nur wenige Leute erreichten ein damals hohes Alter von 50 Jahren. Die Durchschnittsgröße war damals ca. 1,60 Meter. Die meisten Bauern waren sauer auf die Kirche, da sie Sonntags keine notwendige Arbeit verrichten durften. Viele Bauern waren freie Bauern, doch sie mußten immer öfter Kriegsdienst leisten und wurden dann unfreie oder hörige Bauern. Ihre Lehnsherren verlangten dafür Abgaben. War die Ernte gut, war dieser Rest groß, fiel sie aber schlecht aus, reichte es gerade um zu Überleben. Weil die Acker der Bauern keine eigenen Zufahrten hatten, konnte ein Bauer nicht dann pflügen, eggen, säen und ernten wann er wollte. Beginn und Ende mußten vielmehr von der Dorfgemeinde beschlossen werden. Die Dorfgemeinde des Mittelalters war ein abgeschlossener und erstaunlich weit entwickelter Wirtschaft- und Sozialbetrieb mit beachtlichen Selbstverwaltungsaufgaben, die jedes Mitglied hatte. Weil die Bevölkerung seit dem 10. Jahrhundert stark zunahm, rodeten Bauern Urwälder und legten Sumpf- und Moorgebiete trocken. Ein Haus bestand im Mittelalter aus einem einzigen Raum. Ein Loch in der Decke diente als Rauchfang für den offenen Herd.
Damals wurden praktisch alle Arbeiten von der Hand ausgeführt, lediglich zum Beackern des Bodens benutzte man Geräte, die von Tieren gezogen wurden. Das war zum Beispiel im Hochmittelalter der Holzpflug. Er besaß ein Eisenmesser und eine hölzerne Plugschar. Gezogen wurde er von Pferden oder Ochsen, die wesentlich kleiner und nicht so kräftig waren als heute. Gras und Getreide mähte man mit Sensen. Zum Dreschen benutzte man einen Dreschflegel aus Holz. Neben den heute noch üblichen Getreidearten Roggen, Gerste und Hafer bauten die Bauern im Mittelalter Dinkel und in manchen Regionen auch Grünkorn an. Generell war damals der Ertrag erheblich geringer als bei modernen Zuchtformen. Trotz aller Bemühungen ergibt ein einzelnes Saatkorn im Mittelalter nicht mehr als eine Ernte zwischen drei und vier Körnern. Viele Bauern beschränkten sich, Vieh zu züchten. Doch immer wieder verminderten Seuchen den Bestand.
Wein wurde praktisch in allen Gegenden des mittelalterlichen Deutschlands angebaut, fast jeder Bauer hatte ein eigenes Weinfeld.
Als Nutztiere hielten die Bauern Schweine, Geflügel und Bienen, denn Honig wurde zum Süßen der Speisen dringend gebraucht.
So konnte sich die Bevölkerung zwischem dem 10. und 14. Jahrhundert mehr als verdoppeln, es war keine Ausnahme, daß ein Bauer und seine Ehefrau 12 Kinder hatten, aber oft starben über die Hälfte schon bei der Geburt oder in den Kleinkinderjahren. Um das Jahr 1000 mögen in Deutschland ca. 5 Millionen Menschen gelebt haben, gegen Mitte des 14. Jahrhunderts waren es schon ca. 11,5 Millionen.
Burgen im Mittelalter
Burgen waren mittelalterliche Wehranlagen, die aus den römischen Kastellen und dem von einem Wall umgebenen Grenzturm (lat. burgus) entstanden waren. Burgen wurden oft an besonders herausragenden Punkten gebaut (Berge, Anhöhen, Furten). Der Burgherr verlangte von Durchreisenden Zoll und von den Bauern der Gegend Abgaben. Dafür bot er ihnen Schutz auf der Burg, falls Feinde die Bauern angriffen. Burgen waren häufig Ausgangspunkt für spätere Stadtgründungen. Der Burgherr bot durchreisenden Kaufleuten Land zu Füßen der Burg an und hoffte, daß sie dort Kaufbuden bauen und Handel treiben würden. Die Kaufleute suchten in der Burg mit ihrer Ware Schutz vor Räubern. Ein paarmal im Jahr fand zu Feiertagen im Burghof ein Markt statt. Dadurch kamen Leute und mit ihnen Reichtum, der immer mehr Leute anlockte. Die Bewohner der Burgen nannte man "Bürger".
Durch die Kriege Karls des Großen, die Kreuzzüge und den Anstieg der Adelsmacht war das Rittertum zu einem wichtigen Stand geworden. Ritter konnte man erst nach langen Vorbereitungen werden. Mit 7 Jahren wurde man Page am Hofe eines Edelmannes. Mit 14 wurde man Knappe und folgte seinem Herren in den Kampf. Mit 21 Jahren wurde man zum Ritter geschlagen und erhielt das Schwert, den Helm mit Visier und Helmbusch, den Panzer, die Blechhandschuhe und goldene Sporen.
Die Wohnung des Ritters war die Burg. Sie lag entweder auf steilen Felsen (Höhenburg) oder in der Ebene, von Wasser oder Sumpf umschlossen. Häufig war sie von einem tiefen Graben umgeben, über den eine Zugbrücke führte. Die Burg war ringsherum mit einer breiten Mauer geschützt, auf der man gehen konnte und Angreifer mit heißem Pech oder mit einem Pfeilhagel abwehren konnten, wenn die Feinde den Burgberg heraufkamen. Der Burghof (Zwinger) war von Pferdeställen und dicken Mauern eingeschlossen. Über dem Eingangstor befand sich meist ein Turm, in dem der Wächter (Turmwächter) saß, der mit einem Horn den Burgbewohnern Besuch oder den Angriff von Feinden ankündigte. In der Mitte des Burghofes stand das Herrenhaus (Palas). Daneben war das Frauenhaus (Kemenate), wo die Burgfrau mit den Kindern wohnte. Auf den meisten Burgen gab es auch eine kleine Kirche (Burgkapelle). Ein Stück weiter war der Bergfried, der höchste Turm auf der Burg, der allen Burgleuten bei einer Belagerung als letzte Zuflucht diente, wenn der Feind bereits in den Burghof eingedrungen war. Nur über eine große Leiter konnte man an die hoch oben angebrachte Tür des Bergfrieds gelangen. Wenn alle Burgleute sich in den Turm gerettet hatten, zog der Ritter die Leiter zu sich hoch in den Turm. Dort waren Räume für Frauen, Kinder und Mannschaft. Man konnte sich oft über einen Brunnen, der unter dem Turm war, mit Wasser versorgen. Mit einer "eisernen Ration" an Lebensmitteln mußte man oft wochenlang aushalten, bis die Angreifer in die Flucht geschlagen werden konnten.
Der Bergfried diente meist aber als Gefängnis (Kerker).